Room 28 Blog. Hannelore Brenner
14. November 2020
Es fehlen mir die Worte
In der Nacht vom 13. /14. November 2020 nahm das Leben einer wunderbaren Frau ein jähes Ende.
Ich bin noch viel zu erschüttert und ringe mit Tränen um Worte. Mein Mitgefühl gilt ihren Kindern mit Familie. Auch wenn Helga Kinsky, geb. Pollak, am 28. Mai 2020 neunzig Jahre alt wurde, ist es mir, als ob sie mitten aus dem Leben gerissen wurde. Nichts ließ einen so plötzlichen Tod erahnen. Noch tags zuvor telefonierten wir, wie so oft, miteinander, und immer war ich froh und beruhigt, dass sie noch so wohlauf war, dem Leben und den Menschen und all dem, was ihr lieb und wichtig war, mit Interesse zugewandt.
Unzählige Menschen haben Helga in den letzten Jahrzehnten kennen und schätzen gelernt, als Holocaust-Überlebende und Zeitzeugin, die immer bereit war, mit jungen Menschen ihre Erfahrungen zu teilen, als Autorin eines berührenden Tagebuchs, geschrieben 12-14jährig im Theresienstädter Ghetto und vor allem als wunderbare, kluge und ungemein einnehmende, charmante Frau. Viele Menschen schlossen sie ins Herz; auch ich.
In meinem Kopf purzeln viele Erinnerungsfragmente, gleichsam wie bei einem inneren Beben, durcheinander - Erinnerungen an die jährlichen Treffen in Spindlermühle und Prag, an meine Besuche in Wien und an die unzähligen gemeinsamen Reisen, die uns quer durch Deutschland führten bis hin nach London, Brüssel (Europäische Kommission) und Genf (Vereinte Nationen), Erinnerungen an Lesungen, Ausstellungseröffnungen, Zeitzeugengespräche, aber vor allem auch an schöne persönliche Erlebnisse, Spaziergänge und stundenlange Gespräche. Und, unvergesslich, die Arbeit an der Herausgabe ihres Tagebuchs "Mein Theresienstädter Tagebuch 1943-1944", das den Grundstein für die Edition Room 28
legte.
Ich weiß ja, wir alle wissen es, dass alles einmal zu Ende geht; aber das Wissen darum lindert den Schock nicht, nicht den Schmerz und nicht die Trauer und Traurigkeit, wenn ein geliebter Mensch so jäh aus dem Leben gerissen wird. Ich hab geglaubt, du lebtest noch viele Jahre, Helga!!! Ich hab es so gehofft und gewünscht! In meinem Leben spielst du eine so überaus wichtige Rolle; du bist ein Teil meines Lebens. In meiner Erinnerung lebst du weiter, und ich weiß, auch in der Erinnerung all der Menschen, die dich schätzen und lieben - und das sind sehr viele Menschen! Und dein Tagebuch, deine Werte und Hoffnungen und all fie"Steinchen der Erinnerung", die wir schufen, und das, was deine so wunderbare Persönlichkeit und deine Strahlkraft ausmacht, all dies wird, da bin ich mir ganz sicher, weiterwirken in die weite Zukunft und in die Herzen der Menschen hinein. Ich bin unendlich dankbar, dass wir uns begegnet sind.
An Helgas Freunde
Ich richte auf der Vereinsseite www.room28.net
eine spezielle Seite ein, die Helga gewidmet ist. Wer möchte, kann einen kleinen Text verfassen, den ich auf dieser Nachruf-Seite veröffentliche. Bitte per Email an mich oder per Facebook, falls ihr dort bereits etwas geschrieben habt, was ihr mit uns teilen wollt.
A propos "Steinchen der Erinnerung".
Auf der neuen Seite des Room 28 Bildungsprojekts
www.edition-room28.de findet sich das Menü Steinchen der Erinnerung.
Daraus geht hervor, welche Bedeutung diese Worte für Helga hatten.
Blog von Hannelore Brenner

5. Juni 2025. Erschienen! Eine Freundschaft, die den Holocaust überdauerte, ein Zeugnis menschlicher Stärke und ein Vermächtnis, das nicht vergessen werden darf: Das Buch "Die Mädchen von Zimmer 28" kehrt in einer umfassend überarbeiteten und erweiterten Neuausgabe zurück. Es erzählt die bewegende Geschichte einer Gruppe jüdischer Kinder, die im Ghetto Theresienstadt zwischen 1942 und 1944 im Zimmer 28 des Mädchenheims L 410 zusammenlebten und zusammenhielten.

Heute am 28. Mai ist Helgas Geburtstag. Sie wäre 95 Jahre geworden. Ich denke sehr an sie, täglich, aber besonders heute. Denn an ihrem Geburtstag sollte ihr zu Ehren die Neuausgabe des Buches Die Mädchen von Zimmer 28 erscheinen. Leider, die Bücher sind noch bei der Druckerei, sie werden in wenigen Tagen ausgeliefert. Ich hätte Helga so gerne als erste ein Buch übergeben! Aber das ist nicht möglich. Sie ist vor fünf Jahren ganz plötzlich von uns gegangen. Unzählige Lesungen habe ich mit ihr seit 2004 an vielen Orten durchgeführt. Ich höre ihre Stimme, höre sie aus ihrem Tagebuch lesen und von ihren Freundinnen erzählen. Unsere Lesungen waren getragen von einem großen Freundeskreis, und einer großen Kraft. Heute undenkbar, denke ich. Die Zeiten haben sich grundlegend verändert. Skepsis und immer wieder Entsetzen ist dem Geist gewichen, der uns früher zu vielen Unternehmungen beflügelte. Schiller kommt mir in den Sinn. "Er ist dahin, der süße Glaube... der rauhen Wirklichkeit zum Raube..." und ich frage mich: Wenn ich schon am Zustand der Welt leide und verzweifle, um wie viel mehr würde Helga heute darunter leiden, verzweifeln????

Today I read a text on Linkedin. It was about wonderful Alice Herz-Sommer , the pianist, and it struck a chord in my heart, bringing back memories, especially of my my first visit to her in London. At that time, in 1996, I was working on a radio documentary about the children's opera "Brundibár" in Theresienstadt. I asked Alice for an interview and flew from Berlin to London to meet her. I sat with her, captivated by her engaging friendliness, openness, clarity of spirit, determination, and warmth. I was overwhelmed. I returned home feeling that I had experienced something unforgettable, something that will have a lasting impact on me. And it did. As part of my research into "Brundibár" in Theresienstadt, I met, I am grateful to say, some very wonderful people, survivors of the Holocaust, who would become very important to me both professionally and personally. What was so special about Alice was her curiosity, her sincere interest in her counterpart. During our conversation, she changed my journalistic approach and instead of me interviewing her, she started to inquire more and more about me, my life, my family, my daughter. I was deeply touched. Returning home, my soul vibrated with positive energy, or, what comes closer to the truth: It was filled with love. Yes, the author of the Linkedin text about Alice Herz-Sommer is right with every word: "Alice's life stands as as a powerful testament to the resilience of the human spirit - and to the profound, life-saving power of music in the face of unimaginable horror." She was a gifted pianist. And a truly exceptional strong, wonderful woman. There was but one thing that made me crinch - the KI created photo. omn LinkedIn. This prompted me to write this text. With it I feel, of course, compelled to draw your attention to the forthcoming new edition of the book "The Girls of Room 28" in which Alice tells about her son playing in the opera Brundibár, or what happened on November 11, 1943 when all ghetto-inmates had to gather in the "Kotlina" outside the ghetto. Alice also played a very special role in the life of one of the girls of Room 28, Anna Flachová, who has become a pianist because she heard Alice playing all the edudes of Chopin in the ghetto. I will never forget how Alice told me why and when she started to play these etudes in Prague, and never forget Alice's 100th birthday - I write about it in this BLOG: Flaska und Alice zum Gedenken You can hear Alices's voice, and see a photo with her and her son Raphael, on this menue of the website: Brundibár und die Mädchen von Zimmer 28 - Yes, to put a long story short: The author of the Linkin text isabsolutely right and I gladly and gratefully share his words: "Alice Herz-Sommer didn’t just survive the Holocaust—she transcended it through art, kindness, and unshakable hope. Her legacy continues to remind us that even in the bleakest places, beauty and spirit can still endure."

Eine Freundschaft, die den Holocaust überdauerte, ein Zeugnis menschlicher Stärke und ein Vermächtnis, das nicht vergessen werden darf: Das Buch » Die Mädchen von Zimmer 28 « erzählt die bewegende Geschichte jüdischer Kinder, die im Ghetto Theresienstadt zusammenlebten und zusammenhielten. Es erzählt auch von den ersten Aufführungen der Kinderoper »Brundibár« in Theresienstadt. – Ein Buch gegen Geschichtsvergessenheit und Antisemitismus und ein Plädoyer für Kunst, Kultur und Erziehung zur Menschlichkeit.

The story of the betrayal of European democracy by Trump & consorts, the perfidious attempt by Trump & Vance to blackmail the most courageous president I have ever seen in my life, marks – what? The downfall of the Western world? The decline of the US? The beginning of a new era of determined Democrats and a United Europe – or the contrary? An American movement strong enough to stop the monstrous ghosts – or the contrary? I do not know. However, what I have seen end of February was the dirtiest show that has ever been performed in the White House’s Oval Office in front of running cameras and direct worldwide transmission. Some say that Trump and consorts deliberately set up a trap for Selensky to get what they wanted and, if it didn't work, to expose their guest to ridicule and even accusations of being responsible for World War III. What a cynical outrageous allegation. I certainly wished Selensky would not have gone alone into the cave of the lion but with a strong European ally. Nonetheless, Selensky did not fall into a trap. He unmasked the trap and the trappers. I highly appreciate Selensky for being faithful to himself, to his country, to his allies and friends, and for his courage. Last year I published a book about the time before "The Girls of Room 28" were deported to the Theresienstadt ghetto. I wanted to shed light on the Historical Context of their childhood biographies and got increasingly caught up in the events in 1938/1939 in their homelands, Czechoslovakia, which I described in particular detail and vividly. The book is written mainly for teachers and students as part of the Room 28 Educational Project . I put words from Tomáš G. Masaryk , President of Czechoslovakia from 1918-1935 at the beginning of the book, as I realized the parallels with today: “I am a firm pacifist. (...) If I want peace, it does not mean that I would accept an attack without defending myself. On the contrary. I want peace in a practical, not utopian way: which means that in order to preserve peace, I summon all the forces of sagacity and love for the nation and humanity, but if necessary, all forces of defense." Source: Karel Čapek: Masaryk erzählt sein Leben. Gespräche mit Masaryk.

Mir ist, als ob die Vergangenheit, in die ich ab 1996 eingetaucht bin, um die Geschichte der "Mädchen von Zimmer 28" zu erzählen, als Gegenwart gewaltig wie ein Tsunami über mich hereinbricht. Und ich werde gewahr: Nichts hat sich seit 1945 in Deutschland und auf der Welt geändert - auf der einen Seite die Skrupellosen, denen es nur um Macht und ums eigene Ego geht, auf der anderen Seite Menschen, die sich als soziales Wesen begreifen, in denen ein menschliches Herz schlägt. Wie war das damals, 1938, als die Tschechoslowakei von seinen Verbündeten verlassen und verraten wurde? - Wer Geschichte kennt, weiß, was daraus folgte. Thomas Mann. Dieser Friede, 1938 " Die Geschichte des Verrats der europäischen Demokratie an der Tchechoslowakischen Republik , der Darbringung dieses der Demokratie verbundenen und auf sie vertrauenden Staates an den Fascismus, um ihn zu retten, ihn dauernd zu befestigen und sich seiner als eines Landsknechtes gegen Rußland und den Sozialismus zu bedienen, – diese Geschichte gehört zu den schmutzigsten Stücken, die je gespielt worden sind. (…) Erbarmungslos, ungerührt, von zehntausendfachem Menschenelend, von dem Seelenzustand einer tapferen und gläubigen Nation, die für ihre Freiheit und für die Freiheit überhaupt zu kämpfen bereit gewesen war, und von dem Schicksal des deutschen Volkes selbst, seiner geistigen und moralischen Zukunft, wurde dem Gestapo-Staat ein ungeheurer, ihn auf unabsehbare Zeit befestigender Erfolg zugeschanzt, die demokratische Festung im Osten, die Tschechoslowakische Republik vernichtet und bewusst zu einem geistig gebrochenen Anhängsel des Nationalsozialismus gemacht, die kontinentale Hegemonie Hitler-Deutschlands besiegelt, Europa in die Sklaverei verkauft. Das Entgelt war dieser Friede. (...) Wahrheit und Vernunft mögen im Äußersten unterdrückt sein für eine schwarze Weile - in uns bleiben sie ewig frei (...) im sicheren Bunde mit allen Besten.

Today three years ago, on February 24, 2022, Ukraine was occupied and attacked by Russia. Our Brundibár. Reading- and Gift Project for children is rooted in this fatal event and in all that followed from it until today. The book is our sign of solidarity - a sign of the association Room 28 e.V. and me, author of the book and publisher of Edition Room 28. The Ukrainian edition of the children's book Brundibár. How Aninka and Pepíček defeated the organ grinder was published at the beginning of 2023. Then came October 7, 2023. We created another sign of solidarity: the Hebrew edition of the children's book. It will be published soon, in March 2025. In the frame of our Brundibár. Reading and Gift Project for children we give the books as gifts to Ukrainian and JHebrew-speaking children. In my Epilogue for the Hebrew edition you can learn about our motives. In this edition the accompanying texts are in both languages, Hebrew and German. Excerpt from the Epilogue . „He who fights for justice is our friend". In 1996, I began my research for a radio feature on the history of the first performances of the children's opera “Brundibár” in Prague and Theresienstadt. I was prepared for the fact that it would be depressing for my interviewees to be reminded of their time in the Theresienstadt ghetto. But then there were moments that amazed me. The keyword Brundibár worked like a magic formula that paved a path through the dark, agonizing memories and hit me right in the heart. Brundibár - for many of the former Terezín children, it was “a light in the darkness”. (...) After having seen a performance, Eva Landa always went back to the Girls' Home L 410, Room 28 and hoped that she would be able to experience the opera again. “I wanted to hear the lullaby again. I wanted to rejoice once more at how Brundibár is defeated and I wanted to sing with the choir once more: He who fights for justice is our friend. One of my very good friends who is deeply connected to Brundibár is the opera director Mstislav Pentkovsky . He staged the opera on several Russian stages and opera-houses such as the Mariinsky Theatre. He gave the idea for the Ukrainian and now the Hebrew edition. Here are his motifs :

Heute vor drei Jahren, am 24. Februar 2022 , wurde die Ukraine von Russland besetzt und angegriffen. Darin wurzelt unser Brundibár- Lese-und Geschenkprojekt für Kinder . Es ist unser Zeichen der Solidarität - ein Zeichen des Vereins Room 28 e.V. und mir, Autorin und Herausgeberin der Reihe Edition Room 28 und Vorstand und Projektleiterin ders Vereins. Die ukrainische Ausgabe des Kinderbuches Brundibár. Wie Aninka und Pepíček den Leierkastenmann besiegten erschien Anfang 2023. Dann kam der 7. Oktober 2023. Wir schufen ein weiteres Zeichen der Solidarität: die hebräische Ausgabe des Kinderbuches. Es kommt im März 2025 heraus. Mit dem Brundibár-Kinderbuch verbinden wir das Brundibár. Lese- und Geschenk-Projekt für Kinder . Wir verschenken die Bücher an ukrainisch und hebräisch-sprachige Kinder. Wie es dazu kam, geht aus meinem Nachwort für die hebräische Ausgabe hervor. Die Begleittexte sind darin sowohl in Hebräisch wie auch in Deutsch. Nachwort . „Wer für das Recht kämpft, ist unser Freund“ Im Jahre 1996 begannen meine Recherchen für ein Hörfunkfeature über die Geschichte der ersten Aufführungen der Kinderoper „Brundibár“ in Prag und Theresienstadt. Ich war darauf vorbereitet, dass es für meine Gesprächspartner bedrückend sein würde, an die Zeit im Ghetto Theresienstadt erinnert zu werden. Doch dann gab es Momente, die mich zum Staunen brachten. Das Stichwort Brundibár wirkte wie eine Zauberformel, die einen Pfad durch das dunkle, qualvolle Erinnern zu bahnen vermochte und mitten ins Herz trifft. Brundibár – das war für viele der einstigen Theresienstädter Kinder „ein Licht in der Dunkelheit“. (...) Eva Landa ging jedes Mal nach einer Aufführung zurück ins Mädchenheim L 410, ins Zimmer 28 und hoffte, dass sie die Oper noch einmal erleben könnte. "Ich wollte das Wiegenlied wieder hören. Ich wollte mich noch einmal darüber freuen, wie Brundibár besiegt wird und wollte noch einmal gemeinsam mit dem Chor singen: Wer für das Recht kämpft, ist unser Freund. Einer meiner Freunde, der mit Brundibár sehr verbunden ist, ist der Opernregisseur Mstislav Pentkovsky. Er inszenierte die Oper mehrmals auf russischen Bühnen. Er gab die Idee zur ukrainischen und nun zur hebräischen Ausgabe. Hier sind seine Motive:

Die Vorveröffentlichung des einleitenden Kapitels der im April 2025 erscheinenden Neuausgabe des Buches Die Mädchen von Zimmer 28 auf meiner Website ist mein persönliches Statement als Autorin angesichts dessen, was am 7. Oktober 2023 und danach geschah, und meine Antwort auf die schockierende Spaltung in unserer Gesellschaft sowie ein Echo meiner im Kern erschütterten Seele. Am 27. Januar 2025 startete ich mit einem Statement die Vorveröffentlichung des umfassend überarbeiteten, erweiterten und aktualisierten Buches, das 2004 erstmals im Droemer Verlag erschien. Es war das Ergebnis des gemeinsamen Erinnerungsprojektes mit Überlebenden aus Theresienstadt und Auschwitz. Im gleichen Jahr erblickte die gleichnamige Ausstellung das Licht der Welt. Buch und Ausstellung wurden Teil der europäischen und der brasilianischen Erinnerungskultur. Für mich ist es zur Lebensaufgabe geworden, das Vermächtnis dieser Mädchen lebendig zu halten. Nun ist es für mich ein Gebot der Stunde, weitere Verbündete zu finden, die dazu beitragen, die Geschichte dieser Mädchen aus Theresienstadt weiterzuerzählen. Ich freue mich, dass ich auf eine kommende Lesung hinweisen kann: Die "Stiftung gegen Extremismus und Gewalt in Heide und Umgebung" veranstaltet am 6. Februar unter dem Titel: Mein Theresienstädter Tagebuch 1943-1944" eine Lesung Es ist diese Stiftung und ein privater Förderer, der es mir möglich machte, das Buch in neuer Form und mit neueren Inhalten neu zu publizieren.Hier gehts zum dritten Teil der Vorveröffentlichung:

Am 27. Januar 1943 notierte Otto Pollak aus Wien in sein Kalendarium: " 4 h nachmittags Übersiedlung Helgas ins Mädchenheim L 410. Mein Umzug ins Invalidenheim L 231. Ankunft des Co-Transportes aus Ungarisch-Brod - 1.000 Personen." Zwei Tage später schildert die 12-jährige Helga Pollak diesen Augenblick in ihrem Theresienstädter Tagebuch: "Ich bin eingezogen ins Mädchenheim. Es ist ein sonniges Zimmer im Gebäude der ehemaligen Kommandantur. Das Haus liegt neben der Kirche, unsere Fenster gehen auf den Hauptplatz. Ich könnte immer aus dem Fenster schauen, weil ich schöne Berge sehe (Mittelböhmisches Gebirge, den Berg Milešovka). Wenn es klar ist, sieht man auf einem Berg ein Kreuz und auf einem anderen eine Burg. - Die Mädchen haben keinen guten Eindruck auf mich gemacht. Als ich ihnen sagte, dass ich zu ihnen ziehe, baten sie die Betreuerin, mich anderswo unterzubringen. Die Betreuerin hat es versucht, doch es ging nicht. Ich schlafe auf einer Matratze im mittleren Teil der dreistöckigen Pritschen. Alles drückt mich. Ich bin sehr müde, deshalb höre ich auf zu schreiben." Heute am 27. Januar 2025 beginne ich die passagenweise Vorveröffentlichung des einführenden Kapitels der gründlich überarbeiteten, erweiterten und aktualisierten Neuausgabe des erstmals 2004 erschienenen Buches Die Mädchen von Zimmer 28 . Es ist meine Stimme angesichts dessen, was am 7. Oktober 2023 und danach geschah. Es ist mein Beitrag angesichts der erschreckenden Spaltung in unserer Gesellschaft und der Erschütterung der Holocaust-Erinnerungskultur, die für mich zu einer Herzensangelegenheit geworden ist. Es ist meine mir gegenwärtig einzig mögliche Art der Teilnahme am gesellschaftlich-politischen und demokratischen Diskurs und Dialog. Ich tue es im Geiste der "Mädchen von Zimmer 28" und für die Werte, Hoffnungen und Ziele, die unser Room Erinnerungsprojekt ausmacht. Ich tue es, weil es mir zur Lebensaufgabe wurde, das Vermächtnis dieser Mädchen zu bewahren, lebendig zu halten und es jungen und zukünftigen Generationen zu vermitteln - im Interesse einer besseren Welt.