Brundibár. Licht in der Dunkelheit.  


Aktion zur Neuausgabe "Die Mädchen von Zimmer 28"

6. Juni 2025

Im Rahmen der Neuausgabe des Buches Die Mädchen von Zimmer 28 im Juni 2025 erhalten interessierte Kunden die CD mit dem Radiofeature Brundibár und die Kinder von Theresienstadt als Werbegeschenk dazu. Produktion ORF 1998. Zu hören sind die Wiener Sängerknaben, die seinerzeit "Brundibár"aufführten. Mit Erinnerungen der ZeitzeugInnen an Brundibár: Ela Weissberger, Anna Hanusová, Helga Kinsky, Greta Klingsberg, Eliška Kleinová, Trude Simonsohn, Thomas Mandl, Leeopold Lowy, Paul Aron Sandfort sowie Tondukumente mit Erinnerungen von Zdenek Ornest und Adolf Hoffmeister.- Ein historisch wertvolles Tondokument.

Noch 50 CDs sind zum Verschenken da.


Ausschnitt aus dem Hörfunkfeature

Ela Weissberger, geb. Stein:

Wir waren drei Mädchen aus unserem Zimmer - Flaška, Maria Mühlstein und ich. Und wir mussten uns in einer Reihe aufstellen, und jede musste singen: La-la-la, die Tonleiter rauf und runter. Als ich an die Reihe kam, hab ich gezittert vor Angst, dass ich nicht gut genug singen würde. Aber dann sagte Rudi Freudenfeld zu mir: Weißt Du was? Du wirst eine Katze spielen. Eine Katze in einer Kinderoper? Das war etwas Außergewöhnliches. - Auch zu hören: die Stimmen von Alice Herz-Sommer und Anna HanusováFoto: Ela Weissberger mit Paul A. Sandfort

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Brundibár und die Mädchen von Zimmer 28

Brundibár und die Mädchen von Zimmer 28 …dies sind zwei Geschichten, untrennbar miteinander verwoben. Brundibár, die Kinderoper von Hans Krása und Adolf Hoffmeister, 1938, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in Prag entstanden und von den jungen Häftlingen im Konzentrationslager Theresienstadt über 50 Mal aufgeführt, ist heute ein Denkmal für die Kinder, die im Holocaust ermordet wurden. Unauflöslich bleibt die Geschichte von Aninka und Pepiček und dem Leierkastenmann Brundibár mit dem Schicksal ihrer ersten DarstellerInnen im Ghetto Theresienstadt verbunden und hält die Erinnerung an sie lebendig; und mit ihr den Glauben an den Sieg des Guten über das Böse. 

Abbildung:  Plakat zur Theresienstädter Brundibár-Aufführung 1943. Bühnenbild: František Zelenka (1904-1944). © Pamatnik Terezin/Gedenkstätte Theresienstadt            

Auch eine besondere Gruppe von Holocaust-Überlebenden trägt diese Erinnerung weiter – Die Mädchen von Zimmer 28. Vor über 80 Jahren, zwischen 1942 bis 1944, lebten sie zusammen auf engstem Raum im Ghetto Theresienstadt, im Mädchenheim L 410. Sie waren 12 bis 14 Jahre alt, jüdische Häftlinge, die meisten aus der Tschechoslowakischen Republik, die nach dem Eindringen der Deutschen in ihre Heimat ihr Hab und Gut verloren, ihrer bürgerlichen Rechte beraubt und  ins Ghetto Theresienstadt deportiert wurden. Dort, im Zimmer 28 trafen ihre Schicksalswege aufeinander. 

Als ab Juli 1943 die Kinderoper Brundibár  geprobt wurde, waren auch Mädchen von Zimmer 28 dabei - Ela Stein als Katze, Maria Mühlstein als Spatz, Handa Pollak und Anna Flach (Flaška) sangen im Chor der Schulkinder. Abbildung: Cover der amerikanischen Ausgabe, 2009

1999 brachte das Label EDA records eine Doppel-CD heraus.  CD 1: Brundibár gesungen vom collegium iuvenum, Knabenchor Stuttgart und der Mädchenkantorei an der Domkirche St. Eberhard, Stuttgart, 1998. CD 2: ORF Radiofeature, allerdings neu vermischt mit der Musik auf CD 1.

Aus dem Buch "Die Mädchen von Zimmer 28"

In die Rolle des Spatzen schlüpfte so oft er nur konnte Stephan Sommer. Der kleine Junge war der Liebling des Ensembles. Helga mochte ihn besonders gern. Wir haben ihn manchmal geknuddelt. Er hat sich auf der Bühne entzückend bewegt und ist wunderbar herumgehüpft, ganz wie ein Spatz. Unvergesslich bleibt der Pianistin Alice Herz-Sommer, wie sehr ihr Sohn Brundibár liebte. Mein Junge war bezaubert, verzaubert von Brundibár. Und wenn er dann zurückkam von einer Aufführung, hat er sich auf die oberste Pritsche gestellt, einen Kochlöffel in der Hand, und hat das dirigiert. Und unsere fünf Kinder, wir hatten sechs in unserem Zimmer, die haben alle mitgesungen. - Die Aufführung war stets von Neuem ein Ereignis. Und es gab so wunderbare Szenen! Zum Beispiel wenn der kleine Trompeter sein Solo spielte und die Kinder dazu Walzer tanzten. Wir haben immer viel gelacht, erinnert sich Ela. Da war ein kleiner, dänischer Junge – und er hat so schön gespielt!  Foto: Alice Herz-Sommer mit Sohn Stephan.

Brundibár-Renaissance Mitte der 1990er Jahre

Das Erinnerungsprojekt mit den Mädchen von Zimmer 28 hat wesentlich zur Renaissance der Kinderoper Brundibár beigetragen, ebenso wie das Brundibár-Pilotprojekt der Jeunesses Musicales Deutschland (JMD), das der damalige Generalsekretär Thomas Rietschel Mitte der 90er Jahre initiierte. Mit Kindern aus Polen, Tschechien und Deutschland führte die JMD die Oper in Berlin, Prag und Warschau auf. Eine “Brundibár-Mappe”, eine Sammlung mit Informationen zum Projekt, Daten und Fakten zum Ghetto Theresienstadt, zusammengestellt vom Fritz Bauer Institut und mit Stimmen von ZeitzeugInnen folgte. Auch das Brundibár-Radiofeature und ein Beitrag zu Vedem sind darin enthalten. Abbildung Brundibár-Mappe

Ausstellung und mehr

Brundibár spielt in der Geschichte der Mädchen von Zimmer 28 eine wesentliche Rolle - im Buch, in der Ausstellung, im Theaterstück und im Bildungsprojekt, insbesondere im Modul "Kindheitsbiographien der Mädchen von Zimmer 28 im historischen Kontext". Das Buch schildert eindringlich das Geschehen in den Jahren 1938-1942 in der Tschechoslowakei, und damit auch das Jahr 1938, in dem "Brundibár " entstand.  Foto: Brundibár-Ausstellungstafel

Die Mädchen von Zimmer 28

Kindheitsbiographien im historischen Kontext. 

Modul zum Room 28 Bildungsprojekt

Edition Room 28, 92 Seiten, Farbe. Mit zahlreichen Abbildungen. 

Geschildert wird  ein Kapitel deutsch-tschechischer Geschichte, das im Schatten deutscher Geschichtsschreibung steht, im Strudel der historischen Entwicklungen nahezu untergegangen ist, und in den Lehrplänen bis heute keinen Platz gefunden hat. - Die Publikation erzählt auch von der Entstehung der Kinderoper Brundibár im Jahre 1938 und von den ersten Proben und Aufführungen im Prager Waisenhaus und im Vereinsheim des Sportplatzes "Hagibor" zwischen 1941 und 1942. Diese Einbettung der Oper in ihren historischen Kontext der Entstehung im Jahre 1938 bringt neue Bedeutungsebenen zum Schwingen. 

Modul. Historischer Kontext.