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Room 28 Blog. Hannelore Brenner

Juni 02, 2021

Ein Beitrag von Bettina P. Oesten, Dänemark

Pit Goldschmidt, geb. am 18. November 1935 in Hamburg,
ist in der Nacht zum 31. Mai 2021 in Hamburg verstorben.

Aus aktuellem Anlass veröffentliche ich einen Beitrag, den Bettina P. Oesten, Mitglied von Room 28 e.V., für die dänische Lokalzeitung "Nordschleswiger" anlässlich des Holocaust-Gedenktages 2019 schrieb. Er erschien am 26. Januar 2019. Pit Goldschmidt war im April 2009 auf Einladung von Room 28 e.V. in Berlin zu Gast.

Aus dem "Nordschleswiger", 26. Januar 2019
„Der Antisemitismus ist das Gerücht über den Juden“

Anlässlich des Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer des Holocaust am 27. Januar sprach der Nordschleswiger in Hamburg mit dem Holocaust-Überlebenden Pit Goldschmidt über den wiedererstarkenden Antisemitismus unserer Zeit und darüber, wie man ihm begegnen sollte . Von Bettina P. Oesten

Hamburg. Man nennt ihn den ältesten Hass Europas. Den Antisemitismus. Bekannte Persönlichkeiten haben ihn offen propagiert, angefangen bei Luther, der mit brutalen Gewaltaufrufen gegen Juden hetzte, über Martin Heidegger, der von „der Verjudung unserer Kultur und Universitäten“ sprach, bis hin zu AfD-Chef Alexander Gauland, der in einer Rede das Nazi-Regime als „Vogelschiss“ der Geschichte abtat. In Deutschland werden Menschen jüdischen Glaubens heute wieder auf offener Straße von Passanten übel beschimpft und bedroht oder wird in den sozialen Medien völlig enthemmt gegen sie agitiert. In Frankreich, dem Land mit der größten jüdischen Gemeinde Europas, entscheiden sich immer mehr Juden für die Auswanderung. Und ausgerechnet in Dänemark, einem Land, das 1943 mehrere Tausend Juden zur Flucht nach Schweden verhalf, haben viele mittlerweile Angst davor, sich öffentlich als gläubige Juden zu erkennen zu geben.

Ich treffe Pit Goldschmidt beim Griechen an der Alster. Das Restaurant hat er sich ausgesucht. Nach jahrelangen Bemühungen habe ich ihn endlich dazu überreden können, mir ein Interview zu geben, seine Medienscheue zu überwinden. Dabei würde seine Lebens- und Leidensgeschichte genügend Stoff für ein Buch liefern.

Ich kann es keinem Menschen zumuten, sich das, was ich zu erzählen hätte, anzuhören.
Als Sohn einer bekannten jüdischen Bankiersfamilie kommt er 1935 in Hamburg zur Welt. Nur wenige Monate alt wird er von seinen Eltern getrennt, verbringt viele Jahre in einem katholischen Kinderheim in München, findet sich irgendwann allein auf der Straße und zweimal im Konzentrationslager Dachau wieder, während sein Vater und drei Halbschwestern in Auschwitz und seine Mutter in Theresienstadt ums Überleben kämpfen. Er und seine Eltern kommen wie durch ein Wunder mit dem Leben davon, seine Halbschwestern nicht. Über seine Erlebnisse in Dachau schweigt er sich größtenteils aus, nur so viel hat er mir über die Jahre verraten: Deutsche KZ-Ärzte nahmen im Häftlingslazarett an ihm medizinische Versuche vor, an deren Spätfolgen er noch heute leidet. Unzählige Operationen musste der 84-Jährige deshalb über sich ergehen lassen, weitere stehen in Aussicht.

"Der Holocaust bleibt ein Leben lang eine zentnerschwere Last. Umso mehr bereitet es mir Sorgen, dass Europa wieder in den Totalitarismus abzudriften droht, siehe Polen, siehe Ungarn",  so Pit Goldschmidt.

"Was dort geschieht, das wünscht sich die AfD für Deutschland auch. Vor allem wünscht sich die AfD eines: Macht, Macht, Macht. Die Zerrissenheit der Altparteien bietet dazu genügend Gelegenheit. In ihrem Machtbestreben machen Leute wie Alexander Gauland und Björn Höcke mal eben so im Handumdrehen den Antisemitismus wieder salonfähig, indem der eine die zwölf Jahre Nazi-Terrorherrschaft als ‚Vogelschiss in der tausendjährigen erfolgreichen deutschen Geschichte‘ bezeichnet und der andere das Holocaust-Mahnmal in Berlin ‚Denkmal der Schande‘ nennt, von ‚dämlicher Bewältigungspolitik‘ spricht und sagt, Deutschland brauche keine toten Riten mehr.

Wenn solche Sätze fallen, gibt es immer einen Aufschrei der sogenannten Anständigen. Den gab es auch, als der Schriftsteller Martin Walser von der ‚Moralkeule Auschwitz‘ sprach oder der frühere Hamburger Bürgermeister Klaus von Dohnanyi in einer Spiegel-Ausgabe meinte, Juden würden aus dem schlechten Gewissen der Deutschen eigene Vorteile schlagen und es missbrauchen, ja manipulieren. Aus solchen Sätzen, ausgesprochen von gebildeten Leuten, spricht immer auch Antisemitismus. Aufschrei hin oder her, der Antisemitismus schwelt immer unter der Oberfläche, und ist er auch noch so subtil.“

Im Grunde würden solche Beispiele zeigen, dass der Holocaust und die Nazizeit in Deutschland bis in die Mitte der Gesellschaft hinein nie restlos aufgearbeitet worden seien, so der gelernte Außenhandelskaufmann weiter. Und das trotz Entnazifizierung, trotz aller ernsthaften Ansätze der Vergangenheitsbewältigung, trotz Endlos-Sendereihen wie ZDF-History über den Nationalsozialismus, die zwar gut und wichtig seien, aber oft zu nachtschlafender Zeit ausgestrahlt würden. Wer bliebe schon so lange wach, um sich die Gräueltaten der Nazischergen anzusehen? Jugendliche, die daraus eine Lehre für die Zukunft ziehen könnten, bestimmt nicht. Die Lehre etwa, dass nur die Erinnerung an Kriege den Frieden zu bewahren helfe. Vor diesem Hintergrund sei es nicht verwunderlich, dass der latent vorhandene Antisemitismus immer wieder seine hässliche Fratze in der Öffentlichkeit zeige, nicht zuletzt befeuert durch geistige Brandstifter und Provokateure wie Gauland, Höcke und Konsorten.

Der Antisemitismus ist das Gerücht über den Juden.
Das Lokal füllt sich immer mehr mit Gästen, die sich fröstelnd und händereibend zu ihren vorbestellten Tischen führen lassen. Es ist kalt in Hamburg. Der Geräuschpegel steigt, am Nachbartisch wird gescherzt und laut gelacht, das macht die Unterhaltung nicht einfacher. Wir befinden uns zum Glück in einem geschützten öffentlichen Raum, in dem mein Gegenüber nichts zu befürchten hat.

Merkwürdig, dass mir überhaupt der Gedanke kommt, er könnte Übergriffen, egal welcher Art, ausgesetzt sein. Es ist doch alles gut – hier beim Griechen an der Alster. Außerdem: Er ist kein Nutzer der sozialen Medien wie Facebook, wenigstens bleiben ihm so die anti-jüdischen Hassparolen und Schmähungen erspart, die heute völlig ungeniert dort skandiert werden: „Niemand schützt euch, ihr werdet alle in der Gaskammer landen“, „Stecht die Juden ab“, „Scheiß Jude!“ „Wir brauchen Hitler!“, „KZ öffnen“ sind nur einige Beispiele von vielen, die aufzeigen, dass bei dem Thema jegliche Schamgrenzen und Hemmschwellen gefallen sind.

Im Zentrum des Social-Media-Antisemitismus stehen meist wilde Gerüchte oder verworrene Theorien von der „jüdischen Weltverschwörung“. Gerüchte, die sich umso hartnäckiger halten, je unwahrscheinlicher sie sind. „Der Antisemitismus ist das Gerücht über den Juden.“ Der Satz stammt von Theodor W. Adorno.

Gerüchte über Juden machten zu allen Zeiten die Runde. Im Mittelalter waren sie Gottesmörder, Brunnenvergifter, Hostienschänder. Heutzutage werfen ihnen Verschwörungstheoretiker z. B. vor, als Drahtzieher hinter der weltweiten Finanzkrise oder den Terroranschlägen vom 11. September 2001 zu stecken. Bei negativen Fehlentwicklungen und immer dann, wenn das Gefühl von unheimlichen Mächten auftaucht oder vorherrscht, werden die Vorurteile oder der Hass gegen sie geschürt, werden die Verbrechen gegen sie geleugnet. Ich werde mich davor hüten, ihm gegenüber die Parolen aus dem Internet zu zitieren. Ich glaube, es ist besser so.

Nach dem Essen einigen wir uns darauf, das Gespräch abzubrechen und es am darauffolgenden Nachmittag in ruhiger Umgebung fortzusetzen. Er braucht eine Verschnaufpause.

Wer weiß schon, ob ich morgen noch da bin.
Am nächsten Tag steigt er zur verabredeten Zeit aus dem Taxi, untergehakt gehen wir zum Steakhouse in der Hafencity, wo um diese Zeit noch wenig Betrieb ist. Er hat schlecht geschlafen, hatte mehrere Stunden lang Schüttelfrost. Sind es unsere Gespräche? Ja, wahrscheinlich. Aber ich soll mir keine Vorwürfe machen. Das sei immer so, wenn er sich intensiv mit dem Thema befasse. Eigentlich vergehe kein Tag, wo er nicht mit dem Thema in der einen oder anderen Weise konfrontiert sei, unser intensiver Austausch ginge ihm aber schon sehr unter die Haut. Lieber abbrechen? „Nein“, sagt er, „wir ziehen das jetzt eisern durch. Wer weiß schon, ob ich morgen noch da bin.“

Er bestellt sich ein saftiges Steak, dazu Pommes und Salat. Eigentlich viel zu viel für ihn, meint er, aber Zuhause hat er keine Lust zu kochen. Seine 97-jährige Nachbarin, fit wie ein Turnschuh, erhält ihn am Leben, kocht für ihn mit, klingelte zuletzt heute Vormittag an seine Haustür, um ihm ein warmes Müsli zu bringen. Sein Schmunzeln geht in ein breites Lachen über. Er lacht oft und gern und viel.

„Die Juden wurden schon immer verfolgt, die jüdische Urangst sitzt ganz tief. Kein Jude möchte das, was im Dritten Reich passiert ist, nochmal erleben. Niemals. Wer nicht Verfolgung am eigenen Leib erfahren hat, wird es nur schwer verstehen.“

Wir sind wieder bei unserem Thema. Antisemitismus. Wie begegnet man ihr, der Judenfeindlichkeit unserer Tage, möchte ich von ihm wissen? Mit Verboten? Sollte man sie unter Strafe stellen, so wie z. B. die Leugnung des Holocaust in vielen Ländern Europas, darunter allen deutschsprachigen, unter Strafe gestellt ist?

Nein, auf keinen Fall, meint er entschieden. Man sollte den Antisemitismus nicht unter Strafe stellen, weil dann der Raum für freie Diskussion eingeschränkt würde. Und ohne öffentliche Diskussion könnte sich heimlich, still und leise etwas entwickeln oder zusammenbrauen, was die Öffentlichkeit zunächst gar nicht mitbekomme und was sich letztlich negativ auf die Gesellschaft auswirken könne. Auch die Diskussion – oder der Versuch eines Dialogs – mit Menschen, die uneinsichtig seien und auf ihre Ansichten beharrten, und seien diese auch noch so abwegig, gehöre dazu.

Wir müssen alle aufstehen, klare Kante zeigen, uns einmischen
„Ich erzähle dir mal ein Beispiel. Einmal saß ich mit meiner damaligen Freundin in einem Restaurant. Am Nebentisch saßen vier Herren, die über Ausländer und schließlich auch über Juden herzogen. Meine Freundin stieß mich die ganze Zeit an und meinte, ich sollte mich auf keinen Fall einmischen. Sie kannte ja mein Temperament. Ich stand aber auf und bin zu den Herren hingegangen, sprach sie an, sagte, ich hätte ihr Gespräch mitbekommen, das hätte sich gar nicht vermeiden lassen. Ich hätte dazu eine Frage, und zwar diese: Wer von Ihnen, meine Herren, ist vor Ihrer Geburt gefragt worden, ob er Deutscher, Engländer, Russe, ob er weiß, gelb, schwarz, ob er Jude, Christ oder Muslim sein möchte.

Dann habe ich noch so ein paar Sachen gesagt, und da konnten sie einfach nicht drauf antworten. Sie haben sich auf keine Diskussion eingelassen, sie haben einfach geschwiegen. Du glaubst gar nicht, wie schön das war. Plötzlich war da Ruhe. Was sie hinterher gesagt haben, weiß ich nicht. Interessierte mich auch nicht. In unserer Gegenwart haben sie jedenfalls keine anti-jüdischen Sprüche mehr geklopft. Nur das hat mich interessiert. Wie hätte ich mich als Jude in der Situation anders verhalten sollen? Für mich war das ganz selbstverständlich. Es sollte aber nicht nur für mich selbstverständlich sein. Wir müssen alle aufstehen, klare Kante zeigen, uns einmischen, wenn es die Situation von uns erfordert. Das sind wir uns selbst und unseren Mitmenschen schuldig.“

Das Steak hat er inzwischen allein verputzt, bei den Pommes darf ich ihm ein bisschen helfen. Er lacht und schiebt den Teller in meine Richtung. „Komm, min Deern, dass du mir ja nicht hungrig nach Hause gehst.“ Nie ist er um einen auflockernden Satz oder Scherz zwischen den schweren Fragen verlegen. Er hat mir immer wieder gezeigt, was es heißt, Haltung und Würde zu bewahren. Auch heute.

Er war nur wenige Monate alt, als ihn seine Eltern kurz nach Erlassung der Nürnberger Rassengesetze zu seinem eigenen Schutz in ein katholisches Kinderheim nach Bayern brachten. Dort sollte er die nächsten Jahre in Sicherheit verbringen, durch unglückliche Umstände kam er dennoch mit acht Jahren zweimal ins Häftlingslazarett nach Dachau und erlebte dort etwas, was er seitdem nicht, oder nur in winzigen Bruchstücken, hat aussprechen können. Medizinische Versuche – aber was das für Versuche waren, darüber kann oder möchte er nicht sprechen. Aus Rücksicht auf seine Zuhörer.

"Ich kann es keinem Menschen zumuten, sich das, was er zu erzählen hätte, anzuhören", sagt er und ringt einen Moment um Fassung.

Pits Eltern - für ihn sind sie Fremde
Zwei Jahre nach dem Krieg lernt er als Zwölfjähriger die letzten fünf Verwandten kennen, die Theresienstadt und Auschwitz überlebt haben, darunter seine Eltern. Für ihn sind sie alle Fremde, er hat sie nie zuvor gesehen. Er muss mit Menschen zusammenleben, die mit ihren Leidensgeschichten und Traumata unfähig sind, sich untereinander auszutauschen. Es herrscht Fassungs- und Sprachlosigkeit – die bis heute anhält. *

Es wird langsam dunkel. Draußen wartet schon das Taxi, das ihn sicher nach Hause bringen wird. Wir gehen zusammen dorthin. Der Taxifahrer macht einen netten Eindruck, sein Passagier wird ihn in ein Gespräch verwickeln, da bin ich mir ganz sicher. Über Politiker ohne Lebenserfahrung, über eine Gesellschaft ohne Vorbilder und Orientierung. Seine Lieblingsthemen. Wird er ihm auch von unserem Gespräch erzählen? Er wirkt nicht so müde wie gestern, ich glaube, er verspürt Erleichterung. Gestern und heute hat er eine wichtige Hürde genommen. Vielleicht schafft er es, auch die nächste zu nehmen – mit einer noch unerzählten Überlebensgeschichte, die seit über siebzig Jahren darauf wartet, niedergeschrieben und gelesen zu werden.

ZITATE:
„Wir müssen alle aufstehen, klare Kante zeigen, uns einmischen, wenn es die Situation von uns erfordert. Das sind wir uns selbst und unseren Mitmenschen schuldig“
Pit Goldschmidt, Holocaust-Überlebender

„Die Juden wurden schon immer verfolgt, die jüdische Urangst sitzt ganz tief. Kein Jude möchte das, was im Dritten Reich passiert ist, nochmal erleben. Niemals.“
Pit Goldschmidt, Holocaust-Überlebender

FOTO:
Der 84-jährige Holocaust-Überlebende Pit Goldschmidt gab vergangene Woche dem Nordschleswiger ein exklusives Interview in Hamburg.

Mit Dank an die Redaktion des Nordschleswiger, die die Veröffentlichung ebenfalls autorisierte und eine PDF Datei zur Verfügung stellt.

* Anmerkung HB: Die Eltern von Pit Goldschmidt waren Käthe Starke und Martin Starke. Käthe Starke wurde 1943 ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Ihre Erlebnisse dokumentierte sie u.a. in dem Buch, genannt nach dem Propagandafilm: "Der Führer schenkt den Juden eine Stadt".  Mehr unter:  Käthe Starke-Goldschmidt und Martin Starke

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Nordschleswiger. Pit Goldschmidt. Teil 1 Nordschleswiger. Pit Goldschmidt-2

Room 28 Blog von Hannelore Brenner

von Hannelore Brenner-Wonschick 30 Apr., 2024
Heute vor zehn Jahren, am 30. April 2014, ist die Seele des Room 28 Erinnerungsprojektes, Anna Hanusová, geb. Flachová, die ihre Freundinnen „Flaška“ nannten, von uns gegangen. - Heute habe ich für eine neue Publikation den Druckauftrag erteilt, und ich würde so gerne diese Publikation Flaška in die Hand drücken!!! Wie oft habe ich mit ihr darüber gesprochen, wie es früher war, ehe sie Ende November 1941 ins Ghetto Theresienstadt deportiert wurde. Nur ein wenig erfährt man hierüber in dem Buch Die Mädchen von Zimmer 28 . Denn im Fokus dieses Buches steht das Ghetto Theresienstadt und das Schicksal dieser Mädchen. In der neuen Publikation, einem neuen Modul zum Room 28 Bildungsprojekt, ist das anders. Ich schildere den historischen Kontext, in dem diese Mädchen heranwuchsen. Es zeigt auf, wie sich die entscheidenden Ereignisse der Jahre 1938 bis 1942 in dem, was diese Mädchen erlebten, widerspiegeln, und macht durch die Verflechtung von politischem Geschehen und individuellem Erleben ein Kapitel deutsch-tschechischer Geschichte zur Zeit des „Protektorats Böhmen und Mähren“ erfahrbar. Was geschah in der Tschechoslowakei, der Heimat fast aller dieser Mädchen, als ihr Leben aus der Bahn geriet? Was wissen junge Menschen in Deutschland heute über die entscheidenden Ereignisse und Daten, die das Leben dieser Mädchen bestimmten: 12. März 1938 (Annexion Österreichs), September/Oktober 1938 (Münchner Abkommen und Okkupation des Sudetenlands), 15. März 1939 (Okkupation der „Rest-Tschechei“ und Errichtung des „Protektorats Böhmen und Mähren“? Was wird heute darüber an Schulen gelehrt? Auch in Bezug auf die Kinderoper Brundibár, die meist einzig unter dem Aspekt "eine Oper aus Theresienstadt" gesehen wird, habe ich mich oft gefragt: Wie war das in den Jahren davor, ehe Brundibár ab Juli 1943 in Theresienstadt geprobt wurde? Was erlebten die Urheber dieses musikalischen Werkes im Jahr 1938 in Prag, dem Entstehungsjahr der Oper? Welche Ereignisse beeinflussten den schöpferischen Prozess? Welche Ideen könnten sich daraus für die Gestaltung der Oper ergeben haben? Die neue Publikation der Edition Room 28 gibt Antworten auf solche Fragen. Entstanden ist ein Kapitel zur deutsch-tschechischen Geschichte, das im Schatten deutscher Geschichtsschreibung und deutscher Lehrpläne steht. Dass dabei die Jahre 1938/1939 einen größeren Raum einnehmen als geplant, ist weniger der Vergangenheit als unserer Gegenwart geschuldet, die mit dem 24. Februar 2022 begann. Daher ist diese Broschüre auch ein Beitrag zum gegenwärtigen Diskurs um Krieg und Frieden. Bei der Arbeit an diesem Modul Historischer Kontext habe ich immerfort an Flaška und ihre Freundinnen gedacht. Heute ist mir ein Felsbrock vom Herzen gefallen, als ich endlich für diese Publikation grünes Licht geben konnte. Im Geiste übergebe ich sie dir, liebe Flaška. Denn vieles von dem, was du mir erzählt hast, ist darin eingeflossen. Wer es bestellen möchte, kann es bestellen .
von Hannelore Brenner 23 März, 2024
Am 25. Februar 2024 fanden in der Aula des Lise Meitner Gymnasiums in Neuenhaus/Grafschaft Bentheim zwei Aufführungen der Kinderoper Brundibár statt. Ich freue mich, dass Norbert Voshaar, Mitglied von Room 28 e.V. , die Initiative dazu ergriffen hat, im Rahmen dieser Aufführung auf das neue Kinderbuch Brundibár. Wie Aninka und Pepíček den Leierkastenmann besiegten aufmerksam zu machen und es anzubieten - aber nicht nur das! Er entwarf ein eindrucksvolles Plakat, das an die Ausstellung Die Mädchen von Zimmer 28 erinnert, die 2012 im Lise Meitner Gymnasium zu sehen war, und an die Lesung, die ich damals mit Helga Pollak-Kinsky und dem Chor des Lise Meitner Gymnasiums auf die Bühne brachte. Für Helga und mich waren die Tage in Neuenhaus unvergesslich. Und dies ist dem großen Engagement von Norbert Voshaar zu danken. Seitdem er im Jahre 2010 das Room 28 Erinnerungsprojekt, den Verein Room 28 und vor allem Helga Pollak-Kinsky kennenlernte, ist er mit uns verbunden. Ich danke dir, Norbert! - Als Helga Pollak-Kinsky am 14. November 2020 von uns ging, erinnerte er in den Grafschafter Nachrichten an sie. Den Beitrag kann man über den nachfolgenden Button downloaden. Auf dem Foto: Norbert Voshaar(links) und Boyan Karanjuloff, Leiter der Musikschule. Zu Helga Kinsky (1930-2020) gibt es eine überraschende Neuigkeit: In Wien wurde auf Initiative der Grünen ein Park nach ihr benannt. Es gibt dort nun den Helga-Pollak-Kinsky Park , nachzulesen auf der Website der Stadt Wien . Wer auf Facebook ist, findet einen post auf meiner fb-Seite . Hinweisen möchte ich auf das in Planung befindliche Projekt mit der ukrainischen Ausgabe des Brundibár-Kinderbuches. Es geht voran, wenn auch in kleinen, aber doch immer wieder bemerkenswerten Schritten. Voraussichtlich wird die erste Veranstaltung zum Buch БРУНДІБАР. Як Анінка й Пепічек шарманщика перемогли - Lesung mit Musik und Gesang. Geschenk-Aktion für ukrainische Kinder im Juni in München stattfinden. Vielleicht klappt es auch schon vorher in Berlin oder anderswo. On verra... Wer möchte, kann für dieses Projekt, für das wir vor allem Reise-und Übernachtungskosten und Honorare benötigen, spenden - über Betterplace oder direkt über den Verein. Dies war's für heute! Einen lieben Gruß an alle, die das lesen von Hannelore
Evelina Merová in Spindlermühle, September 2006
von Hannelore Brenner 13 Feb., 2024
Evelina Merová, née Landová , one of the surviving "Girls of Room 28" passed away in Prague on 8 February 2024. As I write these lines, on 13 February around 2 pm, she is being laid to rest in the Jewish Cemetery in Prague. My thoughts are with her and her beloved family. I was very sad when Evelina's son Viktor Naimark broke the news to me on the morning of 8 February. I know how much Viktor loves his mother, I always felt it when I saw them together or when she spoke of him - or he of her. A kind of secret, a loving intimacy connected mother and son, and I know that this is also true for Evelina and her daughter Irene, who lives in St. Petersburg. An understanding without words. There was gentleness and forbearance in their dealings with each other. The "secret" is echoed in Viktor's words, which can be found in his epilogue to his mother's autobiography "Lebenslauf auf einer Seite" (Vita on one Page): "Now that I am an adult, I admire more and more that my mother was able to give us so much love and tenderness despite all the atrocities and horrors she survived."
von Hannelore Brenner 27 Jan., 2024
Zehn Jahre sind es nun her, dass Helga und ich zum Holocaust-Gedenken im Januar 2014 zu Gast bei den Vereinten Nationen in Genf waren. Die Ausstellung "Die Mädchen von Zimmer 28" war dort, Helga war "keynote-speaker" und hatte mich gebeten, ihr zur Seite zu stehen. So kam es zu einer gemeinsamen, im Wechsel gehaltenen Ansprache - sie kann auf der Website des Vereins Room 28 unter Aktuelles nachgelesen werden. Auch gibt es dort einen Link zu einem Film zur Ausstellungseröffnung, zu der die "Hymne von Zimmer 28" von einem deutschen Chor in Genf gesungen wurde. Ich danke Michael Wiener , Human Rights Officer im UNO Hochkommissariat für Menschenrechte in Genf, der mich auf das Statement zum Holocaust-Gedenktag des UNO Hochkommissars Volker Türk aufmerksam machte. Darin enthalten ist ein Zitat von Helga Pollak-Kinsky (1930-2020). Sie habe, so Volker Türk , "über die Betreuer, Lehrer und Künstler gesprochen, die den Kindern im Lager geholfen haben, den Glauben an sich und an die Menschlichkeit zu bewahren." Es ist dieser Glaube, der zu den Room 28 Projects , zum Verein Room 28, zur Edition Room 28 , zu unserem Bildungsprojekt und zu unserem aktuellen Brundibár-Projekt führte. Daher gedenke ich heute in Liebe und Dankbarkeit Helga und den Freundinnen, deren Schicksalwege im Ghetto Theresienstadt zusammentrafen. Ich bin dankbar für all das, was sie uns, den nachkommenden Generationen, überlieferten und mit auf den Weg gaben. Ich kann mir mein Leben ohne die Begegnung mit ihnen, ohne das Wissen um all das, was sie erlebten und mit mir teilten, nicht vorstellen. Ich zünde Kerzen an, zuhause. Ich muss hier bleiben. Denke an zurückliegende Veranstaltungen zum Holocaust-Gedenktag mit Helga - in Berlin (Bundestag 2008), Rendsburg (Landesregierung und Jüdisches Museum, Theater Rendsburg 2009), Prag (Schulministerium 2012), Brüssel (Europäische Kommission 2013), Genf 2014... Und denke an weitere Erlebnisse und Ausstellungsorte . Und dabei wünsche ich mir so sehr, dass die auf Humanismus und Liebe gründenden Ideale und Werte, die Menschen wie Helga uns vorlebten, dazu beitragen mögen, dass es auf unserer Welt friedlicher und menschlicher werde. Hannelore Brenner, 27.1.2024
von Hannelore Brenner 07 Jan., 2024
Liebe Freunde von Room 28, wir wünschen allen unseren Freunden für das neue Jahr 2024 Gesundheit, Glück & Liebe. Möge es auf unserer Welt friedlicher und für die Menschen hoffnungsvoller werden und es uns gelingen, hierzu beizutragen und Güte und Menschlichkeit zu säen. Unser Beitrag: Wir wollen die ukrainischen Brundibár-Kinderbücher, die wir - Room 28 e.V. und Edition Room 28 - mit Förderung durch das Auswärtige Amt herstellen konnten, im Rahmen eines Auftakt-Events als Zeichen der Solidarität mit der Ukraine an ukrainische Kinder schenken. Die Bücher liegen Mitte Dezember 2023 gedruckt vor. Die Produktion war leider teurer und komplizierter als gedacht. Am Ende kam unser treuer Verbündeter, der Opern-Regisseur Mstislav Pentkovsky aus Riga nach Berlin, um als Editor und Vermittler zwischen der Übersetzerin Galina Palaguta in Warschau gemeinsam mit der wunderbaren Berliner Graphikerin Julia Wagener das Buch vor Ort bei mir zu Hause druckfertig zu machen. Auch schöne Postkarten sind dabei entstanden. Wer das Buch (die deutsche oder ukrainische Ausgabe) und/oder die Postkarten haben möchte, lasse mich dies bitte wissen. Wir stehen jetzt mit interessierten und interessanten Veranstaltern an verschiedenen Orten im Gespräch und werden so bald als möglich ein Auftakt-Event veranstalten – vielleicht im zeitlichen Rahmen des 24. Februars 2024. Dabei werden wir unsere Motive zum Projekt gemeinsam mit Mstislav Pentkovsky vermitteln, eine Lesung mit Musik und Liedern aus Brundibár veranstalten und, was unser eigentlichstes Anliegen ist: mit dem Brundibár-Buch ukrainischen Kindern eine Freude und Mut machen. Ich hoffe, dies wird gelingen! Wer unser Projekt unterstützen möchte: Dies ist sowohl über die Spendenplattform Betterplace möglich wie auch direkt über unseren Verein: Spenden.
von Hannelore Brenner 14 Nov., 2023
Heute ist der dritte Todestag von Helga Kinsky, geb. Pollak (28. Mai 1930 - 14. November 2020). Seit gestern denke ich daran, dass ich Helga zu Ehren etwas schreiben möchte. Doch so vieles habe ich bereits geschrieben; und denken! – kein Tag vergeht, an dem ich nicht an Helga denke! Was, fragte ich mich, frage ich in Gedanken Helga, sollte, könnte ich heute zu deiner Erinnerung Neues schreiben? – Das, was neu ist . Es war, als ob ich Helgas sanfte Worte hörte. Neu? - Neu, das ist das aktuelle Weihnachtsangebot der Edition Room 28 . Und diese Edition gibt es, dies sei an dieser Stelle hervorgehoben, einzig wegen Helgas wunderbarem Tagebuch, das sie im Ghetto Theresienstadt schrieb. Damit startete die Edition Room 28 im Jahre 2014. Siehe: Helgas Tagebuch Ein kostbares Medienpaket biete ich heute in meinem kleinen Verlag an, und zwar das neu erschienene Brundibár-Kinderbuch und eine ganz besondere CD aus dem Jahre 1998. Es ist das Radiofeature Brundibár und die Kinder von Theresienstadt . In diesem Feature ist auch Helga zu hören. Über die Aufführungen der Oper im Ghetto Theresienstadt sagt sie: Brundibár hat sich wie ein Funke übertragen. Es wurde mit so einer Inbrunst gesungen, weil die Lieder für uns eine Bedeutung hatten, inhaltlich: der Sieg des Guten über das Böse. Das waren ja unsere Hoffnungen. Liebe Freunde, die diese Zeilen mit Interesse lesen: Schaut doch mal unter die News – es ist wahrlich ein außergewöhnliches vorweihnachtliches Angebot – ein Weihnachtsgeschenk für Kinder und eines für Jugendliche und Erwachsene zugleich. Und dazu, wer möchte, Informationen zum Verein Room 28 , zu unserem Bildungsprojekt sowie Postkarten der „Mädchen von Zimmer 28". Ich glaube, das Brundibár Kinderbuch und dieses Angebot hätte auch dir gefallen, Helga - oder? In stillem Gedenken, Hannelore
von Hannelore Brenner 30 Okt., 2023
What happened in southern Israel on October 7, 2023 was a terrible massacre, a pogrom. In the most insidious and brutal way, hundreds of Israelis, including visitors to Israel, were murdered, many taken as hostages. While Israel's highest goal is to defend its country, its right to exist and to protect its people, - which unfortunately it failed to do on October 7 -, the highest goal of Hamas and its allies is to annihilate Israel. They do it without regard for their own Palestinian population. Consciously, Hamas is dragging its own people down with it. A few days ago, I read a blog entry that made me think for a long while. It was written by the Israeli author and journalist Yossi Klein Halevi . In his statement on the Hamas massacre on October 7, I found this passage: "In the days immediately following the massacre, I received calls from several European journalists, asking if I saw this as a ‘Holocaust moment.’ They were sympathetic; they meant well. But I couldn’t give them the answer they were seeking. I don’t need Auschwitz to motivate me to defend myself against Hamas, I replied. (…) Nor do I trust European sympathy for Israel that is based on the Holocaust. That support is unstable; today it is applied to dead Jews, tomorrow to dead Palestinians.” https://blogs.timesofisrael.com/what-this-war-is-about/ "I do not trust European sympathy for Israel based on the Holocaust" ... An argument that hits home. The sympathy for Israel from the German side is an unstable, wavering and a torn one. And this, although for many Germans and many of their political leaders reconciliation with Israel, solidarity with Israel, the fight against anti-Semitism is part of their historical responsibility, an unwritten Fundamental Law, officially called “Staatsräson”- reason of state, a term that is currently in high conjunction. But what good did that do to us? What does that do to us? What does it tell us when hatred and violence and anti-Semitism is spreading in Germany and among Germans? What does it tell us when more people in Germany take to the streets to blame the Israelis and not the terror organization Hamas for what happened on 7 October? What does it tell us about our politically strongly promoted "Holocaust remembrance culture", which is considered by some respective people abroad as being exemplary? "Seventy-five years after the liberation of Auschwitz, I stand before you all as German President, burdened with great historical guilt." These w ords were spoken by German President Frank-Walter Steinmeier at the Holocaust Remembrance Ceremony at Yad Vashem on January 23, 2020. "Yes, we Germans remember. But sometimes it seems to me that we understand the past better than the present. (...) I wish I could say: We Germans have learned from history forever. But I can't say that when hatred and agitation are spreading." Wherever you look - an abyss In view of the terrible events in Israel, in view of an inconceivably evil, cruel massacre of hundreds of people by Hamas, in view of the war that threatens in the Middle East, German Israel policy, German migration policy, our so well-intentioned Holocaust remembrance culture and "Holocaust education" are being put to the test. It is a test bench on a narrow, dangerous ridge at a dizzying height. Everywhere you look - abyss. And a sky above that you can't hold on to. It weighed heavily on me when, on October 12, 2023, I had to say some words during a special event that sealed the cooperation of our organization Room 28 with the Otfried -von-Weißenburg-Gymnasium Dahn (OWG), in the building of the Representation of the German federal state Rheinland-Pfalz in Berlin. As author of the story of “The Girls of Room 28” and manager of the organization Room 28 I was happy that we found such a wonderful partner in this Gymnasium, its director, teachers and students, happy that they decided to help us convey the messages of t "The Girls of Room 28", messages of humanity and hope for a better world. It weighed heavily on me that this special event dedicated to people murdered in the Holocaust was bathed in a deep black light by the terrible pogrom in the immediate vicinity of the Gaza Strip on 7 October. Nevertheless - I had to find words. Where is the heart of the world ? In spirit, I sought refuge in some of the messages of the "Girls of Room 28" that were passed down to us. From Lenka Lindt (1930-1944) comes the sentence, "Human beings are in this world to do good. Those who do not abide by that principle, have no right to be a human being." The words can be read in the poetry-album of Anna Flach (later Anna Hanusová), who was called Flaška in her circle of friends. I remembered Flaška's motto, inspired by the words of Margit Mühlstein who wrote into her poetry album in 1944: " Our years in Theresienstadt will have been for nothing if we ever oppress a single person in our own lives.” And fragments from Handa Pollak's notebook came to mind. She wrote wonderful poems. Brothers, stop killing each other! Don’t you have enough of war? Don’t you know that you are human beings? There is no point for us to exist When the heart of man is shot. "What is the heart of the world?" asked Helga Pollak, 13, in her Terezín diary. "Is it a kind of law on which our world is founded, according to which everything is aligned?" Theatre-director Olek Witt brought Helga's diary on stage in Dresden in 2019 under this title: “What is the Heart of the World?” During his conversation with Helga in Vienna, which he captured on camera, he asked her how she would answer the question today. Spontaneously and with a visible touch of wistfulness, she said, "Today I would ask, Where is the heart of the world?" I thought of all this but did not say it in my speech. I quoted words by Thomas Mann, written in American exile in 1938 in the face of the crushing of the Czechoslovak Republic by Hitler and his Nazi state, in the face of the Munich betrayal at the end of September 1938: "Spirit and reason, accustomed for many a thousand years that things do not go according to them on earth, are truly not refuted, beaten and given the lie by such an absurd victory. (...) Truth and reason - [I add: humanity] - may be suppressed on the outside for a black while, - in us they remain eternally free (...) in safe alliance with all the best." In the safe alliance with all the best. This idea became a kind of inner support for me, especially thanks to the friendship with survivors from Room 28, Girls' Home L 410 in the Theresienstadt ghetto, which carried me for many years; also thanks to my friends and our Room 28 circle of friends, which miraculously grew larger on October 12. At the end of my speech, I recalled the anthem of the "Girls of Room 28", sung by the students of the OWG, which has this line in it. "We will fight evil and pave our way to good. We won't return home until we do." To my great surprise, I read in the Blog by Yoss Klein Halevi. "The war against evil is ultimately a spiritual war. Divine protection for Israel, the Torah warns us, is conditional on our behavior. You shall purge the evil from your midst, it commands.” - A sentence from the Torah! Only now do I understand the deeper meaning , the other dimension of the lines in the "Hymn of the Girls of Room 28" . It is a universal, millennia-old commandment. You can listen to their hymn , sung by young students for the opening of the Exhibtion in the United Nations in Geneva in January 2014. A spiritual war "To win this war against evil requires steadiness and balance," wrote Yossi Klein Halevi in his October 7 statement. "Leftwing Jews need to understand that the Jewish people cannot afford the purity of powerlessness, while rightwing Jews need to understand that power requires moral limits. As a people, we must not be indifferent to the anguish of Gaza. And we must not allow that anguish to undermine our resolve to destroy Hamas. A narrow ridge. Deadly abyss on all sides. A sky that gives no support. Only the spiritual path remains. "The war against evil is ultimately a spiritual war."(Yossi Klein Halevi). Why? Why do so many people in Berlin and other cities take to the streets driven by anger and hatred against Israel, waving Palestinian flags and knowing only one enemy: the Israelis? Why don't they take to the streets against their own enemy in their midst, against the murderous crusades of Hamas? Hamas is not interested in any peace, in any rapprochement, in any solution to the Middle East conflict. It has only one goal: to destroy Israel. And it does not hesitate for a moment to drag its own people into the abyss. Israel - why are there so many people unaware of this? - is not the first country that was founded! Over the centuries, national borders have shifted and changed thousands of times and new states have been founded. But never has a people had more reason to found their own country! The "evil" is more than the organization of Hamas, more than Hezbollah, more than the organization Islamic State in Iraq and Syria (ISIS), more than Al-Qaeda and what all the terrorist groups are called. A spiritual war against evil requires the realization of all people, really all people, people from all different national, political, social, cultural and religious circles - the realization that hatred and violence, terror and war, revenge and murder do have only one future - a world without people. And again I think of the verses of Handa Pollak written down in her notebook in the Theresienstadt ghetto in 1944. The earth is red with blood The year advances wearily It is war My God, it is war Battlefields full with corpses Overflowed with blood The earth is so tired On the horizon The moment of despair Even the sun Shines through the blood And says: Brothers, stop killing each other! Don’t you have enough of war? Don’t you know that you are human beings? There is no point For human beings to exist When there is no world any more. Calmly the moon moves across the sky And he too looks sadly down to the earth And says: God, don’t you see the suffering on earth? Everything is bathed in blood How to recover from all When the heart of man is shot dead?
von Hannelore Brenner 21 Okt., 2023
Was im Süden Israels am 7. Oktober geschah, war ein furchtbares Massaker, ein Pogrom. Auf heimtückische und auf brutalste Weise wurden Hunderte von Israelis, auch Israel-Besucher, aus dem Leben gerissen, viele als Geiseln verschleppt. Während es Israels höchstes Ziel ist, sein Existenzrecht und sein Land zu verteidigen und seine Menschen zu schützen, was leider am 7. Oktober nicht gelang, ist es das höchste Ziel der Hamas und ihrer Verbündeten, Israel auszulöschen. Sie tun es ohne Rücksicht auf die eigene palästinensische Bevölkerung. Bewußt zieht die Hamas ihr eigenes Volk mit in den Abgrund. Vor ein paar Tagen las ich einen Blog-Eintrag, der mich zum längeren Nach-Denken brachte. Geschrieben hat ihn Yossi Klein Halevi, ein israelischer Autor und Journalist. In seiner Stellungnahme zum Massaker der Hamas am 7. Oktober fand ich diese Passage: "In the days immediately following the massacre, I received calls from several European journalists, asking if I saw this as a ‘Holocaust moment.’ They were sympathet
von Hannelore Brenner 10 Okt., 2023
Im Namen des Vereins Room 28 und als Autorin des Room 28 Erinnerungsprojektes lade ich Interessierte zu unserer Kooperations-Veranstaltung mit dem Otfried-von-Weißenburg-Gymnasium Dahn (OWG) sehr herzlich ein. Die Mädchen von Zimmer 28 Freundschaft, Hoffnung und Überleben in Theresienstadt Ort: Landesvertretung Rheinland-Pfalz In den Ministergärten 6, 10117 Berlin Datum: Donnerstag, 12. Oktober um 18 Uhr Die vom Otfried-von-Weißenburg-Gymnasium Dahn ausgehende Initiative markiert einen historischen Meilenstein in der 16-jährigen Geschichte unseres 2007 gegründeten Vereins. Erstmals trat eine Schule offiziell mit der Idee an uns heran, zum regionalen Stützpunkt für die Wanderausstellung Die Mädchen von Zimmer 28 und für unser Room 28 Bildungsprojekt zu werden. Wie und warum dies geschah, warum das Otfried-von-Weißenburg Gymnasium institutionelles Mitglied von Room 28 e.V. wird, vermittelt dieser Abend mit Texten, Videos und Liedern aus Theresienstadt, gesungen und vorgetragen von Schüler*innen des OWG, ergänzt um Informationen der Schulleitung Peter Gutmann und seiner Kollegen Holger Ryseck und Christian Stalter zum Projekt Brundibár und die Mädchen von Zimmer 28 . Für uns als Verein ist diese Kooperation ein Novum; der Auftakt für ein unerwartetes, erfolgversprechendes Konzept. Denn seit Jahren sind wir bemüht, die Grundlagen dafür zu schaffen, um das „ Vermächtnis der Mädchen von Zimmer 28“ lebendig halten, vermitteln und in die Zukunft tragen zu können. Allein – zu einer tragfähigen Grundlage ist es bis heute nicht gekommen. Nun zeigt uns das Otfried-von-Weißenburg Gymnasium im schönen Dahn in der Pfalz, dass es auch andere Optionen gibt als eine „Verortung in Berlin“: eine institutionalisierte Partnerschaft mit einer Schule. Wenn Sie diesen außergewöhnlichen Abend, mit dem wir unsere Kooperation besiegeln, miterleben wollen, dann seien Sie herzlich dazu eingeladen. Es erwarten Sie Lieder und Texte aus dem Ghetto Theresienstadt, dargeboten vom Schulchor des OWG, Lieder von Ilse Weber, von Viktor Ullmann und Lieder aus der Kinderoper Brundibár von Hans Krása und Adolf Hoffmeister, ein Lied von Viktor Ullmann und die Hymne der „Mädchen von Zimmer 28“. Es singt der Schulchor des OWG Dahn begleitet von Tom Harde auf der Gitarre und Dr. Heiko Schneider am Klavier. Ich bin dankbar dafür, dass die Verantwortlichen des OWG, die ich im Mai letzten Jahres in Dahn kennenlernen durfte, nicht nur das Potential all dessen erkannten, was ich seit über 25 Jahren geschaffen habe – Buch, Ausstellung, Edition Room 28, Theaterstück, Bildungsprojekt. Sie erkannten ebenso die Probleme, vor denen ich und vor denen unser Verein steht. Und sie machten sich darüber Gedanken. Unsere Kooperation und dieser Abend am 12. Oktober in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz in Berlin ist das Ergebnis. Leider wird dieser Abend, der dem Gedenken an die im Holocaust ermordeten jüdischen Menschen gilt, von den furchtbaren Ereignissen in Israel überschattet, die mit dem furchtbaren Angriff und Morden und Geißelnahmen der Terror-Organisation Hamas am 7. Oktober 2023 begannen. Was, frage ich mich und fragen sich viele Menschen, hat unsere aufklärerische, pädagogisch-historische Bildungsarbeit bewirkt, wenn wir dem Hass, dem Terror, dem brutalen Morden, der unmenschlichen Vernichtung und Zerstörung nicht Einhalt gebieten können? Wenn wir Deutsche nicht einmal in der Lage sind, in unserem eigenen Land die Ausbreitung antisemitischer Hasspropagada zu verhindern und ihr den Nährboden zu entziehen??? Was setzen wir unserer - gefühlten und, was mich betrifft, konkreten - Ohnmacht gegenüber? Mir kommen die Worte von Thomas Mann in Sinn. Er schrieb sie im amerikanischen Exil 1938 angesichts der Zerschlagung der Tschechoslowakischen Republik durch Hitler und seinen NS-Staat: „Geist und Vernunft, seit manchen tausend Jahren gewöhnt, daß es nicht nach ihnen geht auf Erden, sind wahrhaftig nicht widerlegt, geschlagen und Lügen gestraft durch einen so absurden Sieg. (...) Wahrheit und Vernunft mögen im Äußeren unterdrückt sein für eine schwarze Weile, – in uns bleiben sie ewig frei (...) im sicheren Bunde mit allen Besten.“ "Im sicheren Bunde mit allen Besten". Es bleibt mir nur die Hoffnung, dass dieser Bund wächst, dass er stark und in der Lage sein wird, das Böse zu bekämpfen und dem Guten einen Weg zu bahnen - dem Frieden, der Menschlichkeit, der Mit-Menschlichkeit , der Solidarität - wie in der Hymne der "Mädchen von Zimmer 28", wo es heißt: "Wir werden das Böse bekämpfen und uns den Weg zum Guten bahnen....Vorher kehren wir nicht nach Hause zurück." Ich lade Sie sehr herzlich zu unserer Veranstaltung ein! Anmeldung erforderlich . Bitte schreiben Sie mir bei Interesse, ich setze Sie auf unsere Gästeliste. P.S. : Aufgrund meiner Ratlosigkeit angesichts der Entwicklungen möchte ich bei der Veranstaltung keinen, wie es im Programm heißt, "Vortrag" halten, sondern unsere Freunde, die sich dem "Bunde mit allen Besten" zugehörig fühlen, fragen, wie wir den Herausforderungen, vor denen wir stehen, begegnen können. Mit "unseren Freunden" meine ich sowohl die Mitwirkenden des OWG wie auch unsere Gäste, darunter der Regisseur Mstislav Pentkovsky aus Riga, der die Kinderoper Brundibár seit 2015 mehrere Male auf einer große Bühne aufführte und zwei der "Mädchen von Zimmer 28" dazu eingeladen hatte. Er gab auch die Idee zur ukrainischen Ausgabe des Kinderbuches Brundibár. Wie Aninka und Pepíček den Leierkastenmann besiegten . Die deutsche Ausgabe ist am 23. September erschienen. Der Schauspieler Nicolai Tegeler , der im November das Buch in verschiedenen Stadtbliotheken liest , ist auch unser Gast. Kontakt: hannelore.brenner@room28.net Telefon: (030) 691 83 95 www.room28.net | www.room28education.net | www.edition-room28.de Otfried-von-Weißenburg-Gymnasium Dahn: www.owg-dahn.de
von Hannelore Brenner 22 Sept., 2023
Heute, am 23. September 2023 , sind es 80 Jahre her, dass die Kinderoper Brundibár von Hans Krása (Musik) und Adolf Hoffmeister (Libretto) im Ghetto Theresienstadt Premiere hatte. Diese Kinderoper ist ein Juwel der Kinderopernliteratur und ein klingendes Denkmal der Erinnerung an die Kinder im Ghetto Theresienstadt. Das Abenteuer von Aninka und Pepíček, die gemeinsam mit Spatz, Hund, Katze und den Kindern ihrer Stadt den bösen Leierkastenmann besiegen, verdichtet sich zu einer Parabel über die Bedeutung von Menschlichkeit und die Kraft der Solidarität . Was ihre Schöpfer im Entstehungsjahr 1938 in ihrer Heimatstadt Prag erlebten, vermissten und erhofften, übersetzten sie ins Reich der märchenhaften Utopie. Das Buch erzählt die der Oper zugrundeliegende Geschichte für Kinder ab vier Jahren. Ich freue mich, dass Maria Thomaschke, vielen als Chanonniere und Multitalent bekannt, Bilder zur Geschichte malte und damlt erstmals als Kinderbuchillustratorin in Erscheinung tritt. Ich freue mich, dass ich das Buch gemeinsam mit dem Musikverlag Boosey & Hawkes - Bote & Bock, der die Stoffrechte an der Oper besitzt, realiseren konnte. Die Idee und der Text zu diesem Buch entstand bereits 1998. Heute, nach 25 Jahren, wird mein Wunsch Wirklichkeit. Das ist wunderbar! Ich wünsche diesem Buch viele Leser*innen und und viele Vorlese*rinnen und den Kndern viel Freude mit dem Buch. Das Buch kann direkt über die Edition Room 28 zum Preis von 20€ bestellt werden. Es fallen keine Versandkosten an. Gehen Sie bitte zum Menü Bestellen.
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